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Robert Bösch «Der Fotokünstler»

Robert Bösch: Fotograf, Bergführer, Geograf, arbeitet seit rund 30 Jahren als freischaffender Fotograf. Er ist Nikon Ambassador, bestieg für einen Foto- und Filmauftrag den Mount Everest und arbeitet viel mit Ueli Steck zusammen. Neben Werbeaufträgen aus der Sport-, Industrie- und  Tourismusbranche realisierte Robert Bösch unzählige Reportagen für renommierte Magazine und Zeitschriften. In den letzten Jahren beschäftigte er sich intensiv mit der Landschaftsfotografie.

1. Sie sind vermutlich der bekannteste Sport- und Outdoorfotograf der Schweiz mit internationalem Renommee. Wie sind Sie auf die Fotografie und die Leidenschaft für den Sport, insbesondere den Alpinsport gekommen?
Fotografie hat mich schon seit meiner Jugend interessiert. Den Zugang zur professionellen Fotografie habe ich allerdings übers Bergsteigen gefunden. Früher war ich Bergsteiger und ein bisschen Fotograf. Heute ist das umgekehrt.

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2. Ihre Kunstwerke kann man im Moment in der Bildhalle (www.bildhalle.ch) in Kilchberg anschauen. Welchen Stellenwert hat die Landschafts- und Kunstfotografie für Sie? Was dürfen die Besucher bei einem Galerie-Besuch erwarten?
In den letzten Jahren beschäftigte ich mich intensiv mit der Landschafts- und Kunstfotografie. Mit der Bildhalle habe ich eine Galerie gefunden, mit der ich in Zukunft eng zusammenarbeite. An der momentanen Ausstellung habe ich grosse Freude. Zur Zeit arbeite ich an einem Landschafts-Kunst Buch über die Bündner Berge. Ein Projekt vor dem ich grossen Respekt habe. Denn gute Landschaftsbilder kann man nicht erzwingen – man kann nur versuchen die Wahrscheinlichkeit optimal zu erhöhen. Aber egal, ob Landschafts- oder Action-Fotografie, zwei Elemente sind gleich: Man muss die Bilder «sehen» und man muss sie «erwischen».
Pragelpass Gebiet3. Viele Ihrer Kunstfotografien sind schwarz-weiss Bilder. Was ist der Grund dafür?
Das ist eine längere Geschichte und hat mit der Digitalfotografie zu tun. Früher, im analogen Zeitalter, haben mich die aussergewöhnlichen Lichtstimmungen sehr interessiert. Ich habe alles daran gesetzt, um diese ganz seltenen Momente zu erwischen. Naturbedingt mehr erfolglos als erfolgreich – aber das gehörte dazu. Mit der Digitalfotografie hat sich Grundsätzliches verändert. Plötzlich war es ganz einfach aus einer anständigen Sonnenuntergangsstimmung eine Wahnsinns-Lichtstimmung zu machen – dank Computer. Wo alles machbar ist, wird alles schnell beliebig. In dieser Zeit hat mich die schwarz-weiss Fotografie zum ersten Mal zu interessieren begonnen. Schwarz-weiss ist zwar auch eine Manipulation, aber eine offensichtliche und somit ehrliche Veränderung. Natürlich interessieren mich fantastische Lichtstimmungen nach wie vor, aber nie mehr in diesem Ausmass wie früher, weil «echt» und «nicht echt» nicht mehr auseinander zu halten sind.
Cerro Torre4. Wir teilen ein ähnliches Schicksal: Werbung kann jeder beurteilen und kritisieren. Gleiches trifft auf Bilder zu. Jedes Handy hat eine Kamera, es wird so viel fotografiert wie noch nie. Was zeichnet die Kunst eines echten Fotografen aus?
Man sieht einem guten Foto meist nicht an, ob es ein professioneller Fotograf, ein engagierter Amateur oder ein Zufallsknipser gemacht hat. Allen kann ein guter Schuss gelingen. Als Fotograf muss ich eine gewisse Dichte an aussergewöhnlichen Bildern aufweisen können. Wer professionell arbeitet muss gute Bilder garantieren können – aussergewöhnliche sind immer selten. Da braucht es neben Können und Erfahrung immer auch noch etwas Glück.

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5. Sie haben schon für viele Firmen Werbefotografie gemacht. Bin ich mit meiner Annahme richtig, wenn ich sage, dass Sie am besten zu Sportbrands passen?
Selbstverständlich liegt mir die Action- und Sportfotografie. Da habe ich auch sehr viel Erfahrung und es macht mir immer noch viel Spass in diesem Bereich zu arbeiten. Insbesondere, da ich mit vielen hervorragenden Sportlern zusammenarbeiten kann und ich selber zum Leistungssport ein inniges Verhältnis habe. Die Landschafts- und Kunstfotografie interessiert mich aber genauso und ich habe einige sehr spannende Arbeiten in diesem Bereich am Laufen und zwar Bücher und Ausstellungen. Industrie- und Reportagefotografie kann mich genauso fesseln. Man sieht, Abwechslung macht das Leben interessant.

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6. Für welche Sportmarken haben Sie schon gearbeitet?
Ich habe für etliche Sportmarken gearbeitet, wie zum Beispiel Odlo, Schöffel, Jet Set – und natürlich Mammut. Mit letzterer verbindet mich eine über 20-jährige Zusammenarbeit. Doch eindrückliche Actionaufnahmen entstehen nicht zwingend im Auftrag von Sportmarken: Viele meiner spektakulärsten Sportaufnahmen entstanden bei Reportagen, Buchprojekten und Werbeaufträgen von ausserhalb der Sportbranche.

7. Die Mammut-Kampagne ist eine Ihrer berühmtesten Kampagnen. Wie intensiv ist jeweils die Vorarbeit und wie stark involviert sind Sie bei der Konzeption? Kommen die Vorschläge sogar zum Teil von Ihnen?
Das Kampagnenkonzept kommt von der Agentur erdmannpeisker aus Biel, ebenso die Ideen zu den einzelnen Motiven. Da ich für die Umsetzung verantwortlich bin, fliessen meine Ideen natürlich ebenfalls mit ein und beim einen oder anderen Motiv war vielleicht auch mein Vorschlag entscheidend. Generell ist aber jedes Motiv letztlich ein Teamwork von Agentur, Fotograf, Mammut und den Bergführern. Die Vorarbeiten waren bei allen Motiven immens.

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8. Selbstverständlich sind Sie ein hervorragender Fotograf. Sie sind aber auch ein ausserordentlicher Alpinist. Die Shootings finden meistens im Gebirge statt. In welchem Bereich sind Sie stärker? Wo steckt mehr Leidenschaft dahinter?
Früher war das Bergsteigen und Klettern meine Leidenschaft und mein Lebensinhalt – fotografiert habe ich daneben auch noch. Heute ist die Gewichtung umgekehrt. Natürlich, wenn ich mit Ueli Steck in der Eigernordwand fotografiere, brauche ich meine alpinistischen Fähigkeiten. Aber der allergrösste Teil meiner fotografischen Aufträge und Arbeiten hat nichts mit Bergsteigen zu tun. Da kommt jeder hin, der zwei Beine hat und gehen und Auto fahren kann.

9. Was war bisher Ihr aussergewöhnlichstes Alpinerlebnis? Warum?
Da gibt es nicht ein Erlebnis. Das Bergsteigen hat mir ein immer spannendes und intensives Leben ermöglicht. Und wenn heute die Dosis bei weitem nicht mehr so hoch sein muss wie früher, ganz darauf verzichten kann und will ich auch heute nicht.

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10. Woran erkennt man einen richtigen «Robert Bösch»? Was zeichnet Ihre typische Handschrift aus?
Das müssen andere beurteilen.

11. Was zeichnet einen guten Fotografen aus? Wie wichtig ist es zum Beispiel, dass man gut auf Menschen eingehen kann?
Das hängt davon ab, was man fotografiert. Landschafts- oder Portraitfotografie stellen wohl andere Anforderungen. Ich trete den Personen generell nicht gerne zu nahe. Wenn ich spüre, dass jemand Distanz möchte, dann akzeptiere ich das. Natürlich habe ich ausser bei der Landschaftsfotografie eigentlich immer mit Leuten/ Models/ Athleten zu tun. Ich bin überzeugt, dass das gegenseitige Vertrauen entscheidend ist. Ich vertraue in das Können und Engagement meines Gegenübers und er muss das Vertrauen haben, dass ich die richtigen Entscheide treffe und das bestmögliche aus der Situation heraushole.

12. Die Entwicklung der Kamera (Schärfe bis zur Grenze) hat nicht nur Vorteile. Zum Teil hat man das Gefühl alte Kameras wären für bestimmte Fotografie-Arten besser. Vor allem wenn es um Actionbilder geht. Mit welchen Kameratypen arbeiten Sie im Moment am meisten?
Da muss ich widersprechen. Ich denke gerade in der Actionfotografie sind die neuen Kameras hervorragend. Da ist alles so viel einfacher geworden, verglichen mit früher.

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13. Sie haben immer mit Nikon fotografiert und es besteht eine lange «Liebesbeziehung» zwischen Ihnen und der Firma. Hatten Sie nie das Bedürfnis andere Modelle oder Hersteller auszuprobieren?
Wieso sollte ich etwas anderes ausprobieren, wenn Material, Support und Zusammenarbeit perfekt sind?

14. Sie sind Fotograf, Bergführer, dipl. Geograf, vertreiben Bücher, werden für Werbeaufträge gebucht und sind begehrter Interviewpartner. Was von alledem machen Sie am liebsten?
Also, ich vertreibe eigentlich keine Bücher. Aber ich mache sehr gerne Bücher. Für mich hat sich bewährt, dass ich immer versucht habe verschiedene Standbeine zu haben: Redaktionelle Arbeiten, Bücher, Werbung, Ausstellungen – Vorträge haben sich ergeben. Ich habe zusammen mit meiner Frau ein professionelles Online Archiv aufgebaut. Dieser Mix hat den Vorteil, wenn‘s mal in einem Bereich nicht so läuft, kann man in anderen Bereichen aktiver sein. Und, ich habe als Fotograf oft Erfahrungen aus einem Bereich in einen anderen übertragen können. So zum Beispiel aus der Werbefotografie in den Editorial Bereich und umgekehrt.

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15. Auch das Klettern wird wie vieles im Leben extremer, schneller, verrückter und auch gefährlicher. Wie sehen Sie das? Sind auch in diesem Bereich die Grenzen bald abgesteckt?
Das sehe ich anders. Spitzenbergsteigen hat sich immer im Risiko-Grenzbereich bewegt. Generell denke ich aber, dass das Bergsteigen auf allen Niveaus tendenziell sicherer geworden ist.

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Ski_Robert_Boesch
Pragelpass Gebiet

Robert Bösch
Morgartenstrasse 20
6315 Oberägeri

www.robertboesch.ch
www.bildhalle.ch

 

© Yves Seiler

Bilder: Robert Bösch

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