Seiler's Werbeblog

Wir schreiben über Werbung

Andy_Hostettler

Andy Hostettler «Andy’s Best»

Andy Hostettler ist seit nunmehr 35 Jahren in der Werbe- und Marketingszene. Seit seiner Erfindung des PanoramaKnife, macht er mit seiner Agentur HOST au Lac (die einzige übrigens mit eigenem Hotel, im einzigen Hotel mit dem digitalen Röhrenverstärker von SCHWARZ) fast ausschliesslich Strategieberatung. Gleichzeitig kann er die Finger nicht von Werbung lassen und positioniert ein kleines Dorf auch schon mal als langweiligsten Ferienort der Schweiz. Er macht sowieso selten das, was man von ihm erwartet und deshalb sind wir gespannt, wie er die Aufgabe löst, seine besten 5 Kampagnen zu beschreiben.

«Danke Yves, es haben ja schon vor mir einige aus unserer Szene diese Aufgabe gelöst. Die meisten von ihnen haben sich Commercials ausgesucht, die in unserem Land nie zu sehen waren. Ich wollte es anders angehen: a) keine TV-Spots, sondern Anzeigen, b) nicht aus dem Ausland, sondern nur heimisches Schaffen. Der Zufall wollte es, dass ich in meinen 3 Tagen Frühlingsurlaub eine Stunde Zeit hatte, die NZZ vom 15. März unter die Lupe zu nehmen. Ich zeige die kunstvollen Anzeigen so, wie ich sie gesehen habe. Auf dem Balkon des Park Weggis am Vierwaldstädtersee. Wenn es Deinen Lesern also zu langweilig wird, können diese immer noch auf den See glaren.

NZZ

Und dass es ihnen langweilig wird ist garantiert. Ich hab auf 56 Seiten, gerade mal 5 Seiten bezahlte Werbung gefunden. Darunter nur eine einzige 1/1 Seite, 2 halbe Seiten und viele kleinere und kleinste. Die 1/1 Seite war von der UBS, die der Baloise helfen möchte, das Kapital herunterzusetzen. Bezahlt waren auch die Todesanzeigen, immerhin fast eine Seite voll. Und eine 19tel Seite sponserte auch die Frau Martullo, die doch so froh ist, dass sie noch vor der Erhöhung der Erbschaftsteuer das Steuer von Daddy Blocher übernehmen konnte. Die auffälligste Anzeige war die von der Werft FAUL, die u.A. ihre Liegeplätze anpreist. Wenn sie keine hätten, würde die Firma wohl FLEISSIG heissen. Witz beiseite: Es ist erschütternd, was man heute in den Tageszeitungen findet, resp. vermisst.

Faul

Keine einzige Autoanzeige, keine Swisscom, keine Sunrise, kein Apple, kein Bang&Olufsen, kein Fashion, keine Parfums, keine SBB, noch nicht einmal ein wenig Werbung für die RUAG – oder Ems-Chemie – Läkerlihuus?

Blocher

Dabei hätte man gerade heute die Chance, mit einer gut gemachten ganzen Seite so stark aufzufallen, wie vor ein paar Jahren mit einer Doppelseite – oder wüsseder no Reini/Remy, 8 Seiten für DIGITAL. Tempi passati.

Aber nicht, weil die erwähnten Unternehmen keine Kohle mehr ausgeben, sondern weil sie diese in einem anderen Medium verstecken. Dort, wo man wirklich gut sein muss, um gesehen zu werden. Dort, wo man eigene Stories haben und erzählen können muss. Im Internet, in den sog. Sozialen Medien. Die Agenturen haben sich enorm schwer getan, es hat gedauert, bis sie ihren Kunden Internetkampagnen empfohlen haben. Und jetzt vergessen sie einfach, was wirklich zählt.

Frame

Ich hatte neulich eine Diskussion mit einem Agenturchef, der behauptet, dass man die klassischen Medien für eine Kampagne nicht mehr braucht. Ich war nicht einverstanden, denn selbst wer zweieinhalb Millionen in ein Projekt steckt, welches primär über SM angekündigt und gesteuert wird, kann zumindest auf die Berichterstattung in den klassischen Medien nicht verzichten. Die Tageszeitungen werden also immer noch ge- und benutzt, man erwartet, dass sie schreiben, auch wenn man im Grunde nichts zu erzählen hat.

Die Totengräber der Printmedien sind die Auftraggeber und die Agenturen. Was verdammt nochmal kann falsch daran sein, wenn man seine neue Luxuskarre in der NZZ zeigt und im Internet interaktiv erleben lässt. Gleichzeitig sind die Verlage mit Ausnahme von ganz wenigen immer noch nicht in der Lage, konvergente Konzepte anzubieten. Newsrooms hin oder her. Aber welcher Verlag lässt sich gerne auf CPO oder CPC-Basis bezahlen? Jaja, das habe ich vor 10 Jahren schon mal geschrieben. Die Auftraggeber und Agenturen beerdigen im Grunde nur, was sich über die letzten Jahre selber tot gemacht hat. Und die Verlage der Tageszeitungen versuchen mit Life-Style-Magazinen und Sonntagsausgaben zu retten, was noch zu retten ist.

Todesanzeige

Ich will aber auch unter der Woche wieder gute Werbung sehen beim Zeitung lesen.

Hei Yves, das wäre doch mal was für Seiler’s Werbeblog. Zusammen mit den Schweizer Medien einen Media-Summit organisieren, wo Auftraggeber und Agenturen zusammen mit allen Mediengattungen und echten Cases herausfinden, was wirklich wirkt. Lieber Gruss mit Seeblick. Andy»

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