Seiler's Werbeblog

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Matthias Ackeret

Matthias Ackeret «Ganz Persoenlich»

2014 hat Matthias Ackeret die Zeitschrift „persönlich“ und den Internetdienst persoenlich.com gekauft, von welchen er seit 2002 Chefredaktor ist. Das Unternehmen war bis zu diesem Zeitpunkt in der Rosenstadt Rapperswil domiziliert. In diesem Jahr folgte der Umzug in die Zwinglistadt Zürich. Seiler’s Werbeblog möchte erfahren, ob sich der Umzug gelohnt hat und ob man wie gewünscht der „Szene“ näher ist als zuvor.

1. Es sind nun einige Monate vergangen, seitdem Sie von Rapperswil nach Zürich gezogen sind. Wie ist ihr (Zwischen)-Fazit?
Äusserst  positiv. Da ich aber seit 1987 in Zürich wohne, wusste ich, was mich erwartet. Viel überraschender war für mich, dass Wiedikon, wo wir jetzt sind, ein so spannender Platz ist.

Persoenlich

2. Im Interview vom 1. April (hier zu lesen) haben Sie gesagt, dass einer der Gründe die Nähe zur Szene sei. Hat sich dieser Wunsch erfüllt?
Auf jeden Fall.

3. Welche weiteren Vorteile bringt der neue Standort für das „persönlich“?
Wir sind wirklich näher bei unseren Kunden. Und sie kommen uns auch besuchen. Am meisten freut es mich aber, dass sich unser hervorragendes Team mit Roman Frank, Andrea Vargas, Corinne Lüthi, Edith Hollenstein, Michèle Widmer, Lucienne Vaudan, Boas Ruh und Flavio Niederhauser  so gut in Zürich eingelebt hat. Das ist nicht selbstverständlich. „persönlich“ funktioniert nur als Teamleistung.

Persoenlich

4. Vermissen Sie hie und da das gemütliche Flair von Rapperswil?
Klar. Vor allem das Dieci im Sommer.

5. Das „persönlich“ kann man mittlerweile auch in ausgewählten Hotels lesen. Hat sich das positiv, zum Beispiel beim Akquirieren von Werbekunden, ausgewirkt?
Das weiss ich nicht. Viele unserer Leser schätzen diesen Service. Frank A. Meyer hat mir erzählt, dass er das „persönlich“ immer im Hotel Opéra in Zürich läse.

Frank_a_Meier_Peroenlich   Frank_a_Meier_Peroenlich

6. Gerne stelle ich Ihnen ein paar aktuelle Fragen: Was halten Sie vom SVP-Clip und der doch etwas anderen Wahlpropaganda der Partei? Mit ein Faktor für den Erfolg, welcher die Partei an den Wahlen hatte?
Ist doch toll. Als Vertreter der Werbebranche mag ich kreative Ansätze, um sein Publikum zu überzeugen. Und das ist doch einer.

7. Man muss der Partei attestieren, dass Sie es verstanden hat, sich vom „Negativ-“ und Nein-Image zu befreien. Plötzlich ist nicht mehr alles schwarz. Hätten Sie der SVP diesen Schritt in dieser Konsequenz zugetraut?
In dieser Radikalität, nein.

8. Mit etwas hat wohl niemand gerechnet: mit der Abwahl von Christoph Mörgeli. Wie konnte es aus Ihrer Sicht zu dieser Abwahl kommen? Ist Herr Mörgeli ein Opfer der Medien?
Nein. Obwohl man Mörgeli sicherlich bei seinem Rauswurf aus der Uni Unrecht getan hat, aber schlussendlich glaube ich nicht, dass dies für die Abwahl entscheidend war. Ein Politiker, der lange im Parlament ist, muss sich bewusst sein, dass er den Wählern „verleiden“ kann. Dieser Abnützungseffekt wird oftmals unterschätzt. Mörgeli war doch 16 Jahre national dauerpräsent und hatte stark polarisiert.

9. Ein Rechtsrutsch war anzunehmen. Dass ein populärer Journalist und Weltwoche-Besitzer mit einem derartigen Glanzresultat zu überzeugen weiss, war für viele überraschend. Wie war das für Sie, als Sie die ersten Prognosen hörten?
Ich war auch überrascht. Und ich glaube Roger Köppel auch. Ich weiss dies, weil ich mit ihm diesen Sonntag zufällig essen ging.

10. Was trauen Sie Roger Köppel in Bern zu? Sollten mehr Journalisten diesen Weg gehen? Herr Köppel ist bekanntlich nicht der einzige (Ex-)Journalist, welcher nun politisch aktiv ist.
Roger traue ich sehr vieles zu. Er hat seine bisherigen Aufgaben sehr gut gemeistert, so zum Beispiel seine Tätigkeit als Chefredaktor der „Welt“ oder seinen Einstieg ins Unternehmertum. Was ich an Köppel schätze, ist sein Mut. Gerade in der Medienbranche weht ihm ein starker Wind entgegen.

Matthias_Ackeret

11. Ich war vor Wochen an einem SVP Anlass, weil alle Persönlichkeiten der Partei anwesend waren und ich deren Auftritte studieren wollte. Die mit Abstand beste Rede hielt Christoph Blocher, zu dem Sie ein enges Verhältnis haben. Für was werden Sie ihm immer dankbar und verbunden bleiben?
Wir machen nun seit acht Jahren Teleblocher, eine Erfindung von meinem leider verstorbenen Freund Norbert Neininger, dem Chefredaktor und Verleger der „Schaffhauser Nachrichten“. Teleblocher ist das erste Internetfernsehen dieser Art. Neininger ging es 2007 nicht darum, ein politisches Medium zu kreieren, sondern eine neue journalistische Form im Internet zu verwirklichen. Das wird leider zu wenig gewürdigt. Wäre nicht Christoph Blocher der Hauptakteur von Teleblocher, hätten wir alle Digitalpreise gewonnen. Weil es Blocher ist, haben wir keinen Preis gewonnen, dafür viele Zuschauer und Beachtung (lacht). Wofür ich Christoph Blocher dankbar bin? Dass ich viele Ereignisse der jüngeren Schweizer Geschichte hautnah mitverfolgen konnte. So war ich mit ihm vor anderthalb Jahren praktisch alleine in einem Berner Hotel, als er vom positiven Ausgang der Masseneinwanderungsinitiative erfuhr. Das war sehr speziell.

12. Für Tele Blocher mussten Sie zum Teil Kritik einstecken. Dies vor allem auch von Kollegen aus der Branche. Das von Ihnen geschriebene Buch „Das Blocher-Prinzip“ war ein Bestseller. Was antworten Sie Ihren Kritikern?
Ich beklage mich keineswegs über diese Kritik. Wer mit Christoph Blocher etwas macht, muss damit rechnen. Dafür bekommt er auch Aufmerksamkeit. Mittlerweile sind fast alle Kritiker verstummt, höchstwahrscheinlich haben sie am letzten Sonntag SVP gewählt (lacht). Das einzige, was mich stört, ist die unwahre Behauptung, Blocher hätte mir Geld für den Kauf des „persönlich“ gegeben. Das ist falsch. Das „persönlich“ konnte ich unter der Aufwendung eigener Mittel und dem Engagement meines Minderheitsaktionärs Manfred Klemann erwerben.

13. Eine Nähe zur SVP Ihrerseits ist infolge „Tele Blocher“ und dem Buch „Das Blocher-Prinzip unbestritten. Wann sehen wir den Politiker Matthias Ackeret?
Wohl kaum. Ich bin immer noch in der Einführungsphase als „Jungverleger“ und das füllt meinen Tag genügend aus. Zudem haben wir mit Roger Köppel jetzt einen Topjournalisten im Parlament. Mein Hauptfokus richtet sich weniger auf politische als auf mediale und andere Branchenthemen.

14. Sind Sie überhaupt SVP-Wähler? Dies ist anhand der Mandate, welche Sie haben, schliesslich keine Garantie?
Ich bin keiner Partei verpflichtet, nämlich parteilos. Mein persönliches Interesse fokussiert sich weitaus weniger auf die Politik als auf die Branche. Als wir im September die beiden Ringier-Chefs Michael und Marc Walder auf dem Titel hatten, führte dies beim Medienkongress in Interlaken zu mehr Diskussionen als jede Teleblocher-Sendung. Ehrlich gesagt, hat mich das sehr gefreut, weil ich realisierte, dass Printprodukte immer noch gelesen werden.

15. Die SRG baut 250 Stellen ab, eine für aussenstehende Personen extrem hohe Zahl. Ihre Meinung dazu?
Kann ich nicht beurteilen, da ich den Sachverhalt zu wenig kenne. Für die Betroffenen ist so ein Stellenabbau tragisch. Aber auch die SRG kann sich von der Realität, die momentan in unserer Branche herrscht, nicht verschliessen.

16. Gleichzeitig strebt die SRG ein Joint Venture mit Swisscom und Ringier an. Das kann Sie als Inhaber von „persönlich“ nicht kalt lassen, oder?
Nein, weil wir vor allem von Inseraten leben. Die Frage ist für mich, ob sich bei einem Joint Venture auch die Anzahl der Inserenten und Kunden mindert – oder nicht.

17. Würden Sie die Dienstleistung dieses neuen Konstrukts in Anspruch nehmen?
Wenn es dem „persönlich“ finanziell nützt, ja. Ich bin Unternehmer.

18. Tamedia sah sich mit dem Vorwurf der Käuflichkeit konfrontiert: zuerst zieht man knapp 150’000 Franken von der SVP und ein paar Wochen später den gleichen Betrag von den Gegnern ein. Wie für viele Menschen, ist auch für mich dieses Vorgehen zwiespältig, da nur noch der Profit zu zählen scheint. Was ist Ihre Meinung dazu?
Das Schöne an der Werbung ist doch, dass sie absolut transparent ist. Beim 20-Minuten-Titel war völlig klar, dass er von der SVP bezahlt ist. Genial war hingegen, dass danach ein SVP-Gegner für Tamedia den Job des Akquisiteurs gemacht und so 140’000 Franken für eine Gegen-SVP-Seite gesammelt hat. Ohne Ironie: Chapeau.

19. Haben Sie selber schon Anzeigen abgelehnt, da diese nicht zu Ihrer Ideologie oder dem Medium passten?
Uns hat noch nie jemand „Unanständiges“ für ein Inserat angefragt. Leider.

20. Welche Themen werden auf persoenlich.com am meisten gelesen? Aktuell sind/waren die Wahlen ein grosses Thema. Wenn man bei Ihnen auf den Button meistgelesen klickt, dann sind das häufig Themen aus der Medienwelt.

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Persoenlich.com ist dann stark, wenn wir Eigenleistungen, also Berichte und Interviews bringen, die die Mitbewerber nicht haben.

21. Ein ganz aktuelles Thema ist die FIFA mit ihrem Präsidenten Sepp Blatter. Auch Sie als Verleger, werden hie und da ein Geschenk bekommen. Ab wann hört der Spass aber definitiv auf? Ich hatte dieses Problem echt noch nie, weil ich äusserst selten Geschenke bekomme. Dann höchstens eine Flasche Wein. Auch schade.

22. 2016 werde ich……?
hoffentlich meinen Roman „Eden Roc“, der fertiggeschrieben ist, veröffentlichen. Und der „Spiegel“ wird wie bei „Elvis“ wieder positiv darüber berichten. Doch das sind noch Träume (lacht).

Matthias Ackeret

© Yves Seiler

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