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Nick Schoberth «Nicks Top 5 Rap Tracks der Gegenwart»

Nick Schoberth arbeitete gut 15 Jahre in Zürcher Agenturen wie Jung von Matt, Y&R oder Krieg Schlupp Partner, bevor er 2015 als Managing Director zu AMMARKT nach St. Gallen wechselte. Dort macht er mit einem Team von 47 Mitarbeitenden nationale und regionale Kunden fit für die Zukunft. Seine erste Platte war «Live after Death» von Iron Maiden, das letzte gekaufte Album war «Compton» von Dr. Dre. Heute nutzt er Apple Music und hört im Büro ständig Musik.

Meine Top 5 Rap Tracks der Gegenwart
Ich hab diesen Job als Schreiberling gefasst, da ich via Twitter bemängelte, dass die Alben in Apple Music nicht nach Erscheinungsdatum sortierbar sind (First World Problems). Weil, wie gemeinhin bekannt, die frühen Werke aller Künstler besser sind.

Also sollte eine Top-5 mit Liedern aus alten Tagen her. Und weil Heavy Metal bereits von Dennis Lück (hier zu lesen) hervorragend erschlossen wurde, blieb für mich noch meine zweite Leidenschaft: Rap aus den 90ern. Damals lernte ich das harte Leben und damit den Hip Hop auf den Strassen Frauenfelds kennen – notabene die Heimat der Kalabrischen Mafia. Ein hartes Pflaster und damit megawichtig für meine Street Credibility.

Aber zurück zur Top-5: Irgendwie war mir die Retrospektive der 90er (Nas, BIG, 2Pac, Snoop, Wu-Tang) aber zu profan und der Newswert zu gering. Also widmete ich mich leicht widerwillig der Gegenwart. Das war mit etwas Schweiss und noch mehr Tränen verbunden. Denn mit Rap ist’s heutzutage wie mit guter Werbung: schwer zu finden. Inmitten von Autotune-Gejaule und nervösem Gestottere gibt es ihn aber noch, den Rap, der vor Kraft strotzt und (zumindest mir) mehr Energie und Motivation verleiht als jedes andere Genre. Voilà.

Action Bronson – «Baby Blue» (2015)
Action Bronson ist eigentlich Gourmet-Koch, kann aber noch besser rappen als kochen. Darum beschränkt er seine Kochkünste auf eine Web-Show mit dem klingenden Namen „Fuck, That’s Delicious“. Man merkt schon: Der Mann kann texten.

Wenn er rappt geht’s oft ums Essen und wie man so richtig hungrig wird. Unterlegt wird das Ganze von Beats, die vor Soul triefen wie ein fettiger Hamburger. Der Mann hat auch noch Geschmack.

Abgerundet wird das Kunstwerk von seiner Erscheinung: Action Bronson ist so breit wie hoch. Und trotzdem vermag ihn das Feature von Chance the Rapper auf diesem Song beinahe in den Schatten zu stellen.

MEGALOH – «Was ihr seht» (2016)
In Deutschland wird derzeit mehrheitlich Rap produziert, der bedeutungslos wie Sido und Cro oder so krass wie SSIO und Haftbefehl ist. Die auffälligste Ausnahme ist Megaloh. Das neue Lieblingskind des Deutschraps ist smart, authentisch und poetisch.

Sein Leben und damit seine Texte handeln nicht von Koks und Knarren, sondern wie er seine Familie, seinen Job als Lagerist und seine Leidenschaft für die Musik unter einen Hut bringt. Tragischerweise ist das neue Album «Regenmacher» so brillant, dass er sein Leiden und den entsprechenden Schmerz bald vergessen und entspannt leben wird. Hoffentlich gibt’s von ihm auch dann noch gute Musik, wenn er weniger hungrig ist.

Den Übersong „Er ist“ ((Link: https://itun.es/ch/3QKN_?i=1067338436)) gibt’s online leider nicht, darum folgt hier die Wohlfühlnummer «Was ihr seht».

Joey Bada$$ – «No. 99» (2014)
Allein die Schreibweise mit den Dollarzeichen hat eine abschreckende Wirkung auf Leute über 30 – zum Beispiel mich. Inhaltlich erschliesst der junge Herr nicht gerade Neuland: Selbstverherrlichung, Knarren, Geld. Aber die rohe Kraft seiner Stimme reisst mich einfach mit, wie ein Pitbull, den ich nie haben werde. Das ist Power, wie sie nur Rap transportieren kann. Auch hier spielt Authentizität eine wichtige Rolle. Die Kunst für uns Hörer liegt darin, diese Energie positiv zu kanalisieren und nicht der nächstbesten Person im Büro die Nase zu brechen. Also Obacht.

J Cole – «Wet Dreamz» (2015)
Lese ich auf Reddit oder ESPN die Kommentare, frage ich mich, wie man seine Muttersprache dermassen schlecht beherrschen kann (Hallo, Klowände des Internets!). Ein Grund dafür könnte J Cole sein. Der Hook «And I ain’t never did this before» könnte falscher nicht sein. Aber es ist halt so: Wir sprechen kein Althochdeutsch mehr, denn Sprachen unterliegen konstantem Wandel. Rap treibt diesen Wandel voran wie keine andere kulturelle Bewegung. Und wenn sich schon alles ändert, dann wenigstens so flüssig und stilvoll vorgetragen wie von diesem jungen Mann. In einem Video mit zuckersüssen Hunden.

Ghostface Killah feat. Kandace Springs – «Love Don’t Live Here No More» (2014)
Der eigentlich Grund, weshalb dieser Beitrag zustande kam. Der Senior in dieser Runde hat schon so viele Alben produziert, dass mir der Überblick und deshalb die Sortierung in Apple Music fehlt. Dafür fehlt es diesem Track an gar nichts.

Lieber Nick, vielen Dank, dass du uns deine Top Rap Tracks der Gegenwart vorgestellt hast. Horizonterweiterung tut nicht nur in der Werbung, sondern auch in der Musik gut. Yves Seiler.

Text und Bild: Nick Schoberth

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