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Peter Hartmeier «Lemongrass-Communications AG»

Peter Hartmeier ist Mitinhaber und Partner von Lemongrass Communications. Seine Schwerpunkte sind die Beratung von Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen in anspruchsvollen Mediensituationen sowie Reputationsmanagement. Zudem konzipiert und moderiert er Wirtschafts- und Politveranstaltungen und ist regelmässig publizistisch tätig. Bevor er 2013 zu Lemongrass stiess, war Peter Hartmeier Kommunikationschef von UBS Schweiz. Während seiner langjährigen Karriere als Journalist war er unter anderem bei der Weltwoche und der Bilanz tätig und von 2002 bis 2009 Chefredaktor des Tages-Anzeigers. Zudem war er Geschäftsführer des Verbands Schweizer Presse und Leiter der Unternehmenskommunikation von Tamedia.

1. Du warst Chefredaktor beim Tages-Anzeiger, Leiter der Unternehmenskommunikation UBS  Schweiz und jetzt bist Du selbstständig als Partner von Lemongrass Communications AG. Erlebst Du gerade Deine spannendste und kreativste Zeit?
Als selbständiger Berater und Publizist fliessen jetzt meine Erfahrungen als Chefredaktor, Unternehmenskommunikator und Verbandsmanager zusammen. Besonders prägend für mich war die Zeit bei UBS. Ich sage oft: Dieser «verspäteten Banklehre» habe ich, was professionelles Know How und Erfahrung in einem internationalen Unternehmen betrifft, viel zu verdanken. Ich war allerdings auch ein glücklicher Chefredaktor: Journalisten sind kreative, eigenständige Menschen und solche Menschen zu führen – das hat mir Tag für Tag Freude bereitet. Jetzt befinde ich mich aber wieder in einer anderen Phase meines Berufslebens: ich analysiere Situationen von Unternehmen und Einzelpersonen und gebe aufgrund meiner Erfahrung konkreten Rat. Diese Arbeit befriedigt mich tief.

2. Nach Deinem Rücktritt beim Tages-Anzeiger benötigte es zwei Chefredaktoren (Res Strehle und Markus Eisenhut), welche Dich ersetzten. Warst Du derart gut oder hast Du für zwei gearbeitet?
Eine verführerische Frage…! Der Zufall will es, dass ich vor kurzem als Gastkommentator einen pointierten Beitrag auf der Analyse-Seite des Tages-Anzeigers veröffentlichten durfte («Gefühlsduselig in die Katastrophe»). Ich habe geschrieben, wie man meiner Meinung nach mit Ecopop-Anhängern streiten sollte. Und was passierte dann an diesem Tag: Ich habe von morgens sieben Uhr an den ganzen Tag Mails erhalten und bin in der S-Bahn und im Tram von wildfremden Leuten angehauen worden. Darüber habe ich mich natürlich gefreut, aber ich habe vor allem eines gemerkt: Der Tagi wird nach wie vor intensiv gelesen. Also haben alle meine Nachfolger einen sehr guten Job gemacht.

3. Ich habe Dir in dieser Zeit sehr gerne zugehört, wenn  Du als Talkgast zum Beispiel bei Tele Züri zu sehen warst. Im Gegensatz zu anderen Teilnehmern warst Du stets bescheiden und korrekt. Warst Du für die harte Medienbranche zu korrekt?
Ich bemühe mich um einen kultivierten Stil – in diesem Sinne bin ich ein bürgerlicher Mensch, der argumentativ, klar und  wenn möglich auch etwas mit Selbstironie auftritt. Zudem habe ich mich immer bemüht integrativ zu wirken und unterschiedlich denkende Menschen zusammenzubringen. In der Medienbranche hatte ich fast ausschliesslich mit korrekten Menschen zu tun. Auseinandersetzungen auszutragen  das gehört hingegen dazu, wenn man eine Karriere machen will: Wenn man das nicht erträgt, dann ist man am falschen Platz.

4. Welches war die spannendste Story oder Phase während Deiner Zeit als «Tagi»-Chef?
Zweifellos die schrittweise Neugestaltung der Zeitung – z.B. die Einführung der «Analyse»-Seite. Aber am wichtigsten waren für mich immer die Diskussionen während der Redaktionskonferenzen – mit gescheiten, selbstbewussten Journalisten, auch wenn sie mich gelegentlich hart kritisiert haben. Solche Debatten mochte ich!

5. Eine Zeit lang hast Du bei der Weltwoche gearbeitet. Das Blatt hat sich seitdem stark verändert. Würde der junge Peter Hartmeier für die heutige Weltwoche arbeiten?
Gerechterweise müsste man auch fragen: Würde mich Roger Köppel überhaupt engagieren wollen? Tatsache ist, dass ich mich im Laufe meines Berufslebens vom politisch engagierten Journalisten eher zu einem unternehmerisch denkenden Zeitgenossen entwickelt habe. Ich bin Ideologien gegenüber misstrauischer denn je – auch Ideologien von rechts. Ich bin  misstrauisch gegenüber Menschen, welche die Schweiz als Vorbild für die ganze Welt verkaufen wollen – gerade weil ich dieses Land mit seiner Internationalität und seinem Arbeitsethos so schätze.

6. Nach Deiner Tätigkeit als Verleger und Chefredaktor der Thurgauer Zeitung hat Dich UBS Schweiz als Leiter der Unternehmenskommunikation angestellt. UBS hat in meinen Augen alles richtig gemacht. Die Negativpresse war enorm. Mit Dir hatte sie einen der besten Medienprofis engagiert. Wie blickst Du auf diese spannende Zeit zurück?
Die drei UBS-Jahre haben mich mehr geprägt als ich je vorher ahnen konnte. Die Beobachtung der Führungspersönlichkeiten und die Zusammenarbeit mit ihnen hat mich professionell weitergebracht – gerade weil die Finanzindustrie und UBS im Besonderen so sehr im Fokus standen. Bei allen Problemen, welche die Finanzindustrie noch lösen muss, ist es beindruckend zu sehen, welche Stellung heute UBS in der Schweiz wieder erlangt hat. Zudem ist einer wachsenden Zahl von Schweizern klar geworden, wie wichtig auch in Zukunft ein funktionierender Finanzplatz ist: Er ist Teil der globalen Konkurrenzfähigkeit unserer gesamten Wirtschaft. Zudem:  Ich staune immer wieder wie viele persönliche Beziehungen zu Bank-Mitarbeitern geblieben sind – obwohl ich ja nur drei Jahre an der Bahnhofstrasse arbeitete.

7. Gab es Kollegen, welche es Dir übel nahmen, dass Du zur UBS gewechselt hast?
Ja – aber nicht nur journalistische Kollegen. Diese zahlreichen, teilweise massiven Reaktionen habe ich am Anfang völlig unterschätzt.

8. Seit eineinhalb Jahren bist Du jetzt Partner der Kommunikationsagentur Lemongrass. Wie seid Ihr aufgestellt? Für welche Bereiche seid Ihr der optimale Partner?
Lemongrass geniesst einen hervorragenden Ruf – ich darf das so sagen, weil ihn meine Geschäftspartner durch harte Arbeit und hohen Professionalismus in den letzten 10 Jahren aufgebaut haben. Ich profitiere jetzt davon – keine Frage! Jeder der Partner pflegte seine eigenen Mandate, bisweilen arbeiten wir zusammen, manchmal nicht, je nach dem. Strategische Kommunikationsberatung ist eine Vertrauensangelegenheit. Das gilt in der Zusammenarbeit mit börsenkotierten Unternehmen genauso wie mit Einzelpersönlichkeiten oder umstrittenen Organisationen – mehr kann man da eigentlich gar nicht sagen.

9. Wie wichtig ist es Dir, dass Du nach den Jahren, in denen Du in grossen Unternehmen gearbeitet hast, neu Dein eigener Chef bist?
Ich komme jeden Morgen mit grösstem Vergnügen an die Arbeit – das sagt wohl alles.

10. Aus meiner Sicht ist es einer der grössten Fehler eines PR-Beraters, wenn dieser zum Hauptthema und von den Medien hochstilisiert wird. Müsste ein PR-Berater nicht eher im Hintergrund bleiben? Wie siehst Du das?
Zweifellos, das stimmt. Ich weiss natürlich, dass ich gegen diese Grundregel ab und zu verstosse: Ich halte Vorträge, moderiere und trete gelegentlich in Fernseh-Diskussionen auf. Deshalb bezeichne ich mich auch als Berater und Publizist.

11. Du warst Geschäftsführer des Verbandes Schweizer Medien (Ex Verband Schweizer Presse) und hast die legendären Kongresse begründet: Damals trafen sich Medienprominenz, Politiker und Wirtschaftsexponenten. Gibst Du mir Recht, dass im  Moment die schwierigste Zeit für alle Medienschaffenden ist?
Zweifellos ist das so. Auf der anderen Seite sind die Menschen begierig darauf die Welt zu verstehen. Dazu braucht es auch in Zukunft gescheite, gebildete Medienschaffende. Und was die Kongresse betrifft: Die Menschen lieben es noch immer, profilierten Rednern  zuzuhören, nach den Klängen grossartiger Orchester zu tanzen und exquisit zu essen und zu trinken. Das sind die Ingredienzen für einen Kongress. Es braucht dann nur noch fröhliche Gastgeber.

Lemongrass Communications AG
Claridenstrasse 22
8002 Zürich

www.lemongrass-communications.com

© Yves Seiler

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