Seiler's Werbeblog

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Folker_Wrage

Folker Wrage «Folkers Best»

Da sitzt er, der Herr Wrage, in seinem neuen Büro bei der Havas an der Gutstrasse. Grinst wie ein Honigkuchenpferd. Das passt. Was bisher geschah: In Deutschland aufgewachsen, Psychologie studiert, Flugbegleiter gewesen, als Journalist gearbeitet, Texter geworden und dann halt allerhand dazugelernt. Dialog, Digital, Shopper Marketing, Werbung. In Frankfurt, in Istanbul, seit 2008 in Zürich. Nebenbei noch einmal studiert, MBA an der Berlin School of Creative Leadership. Glücklich in einem kleinen Dorf am Greifensee und in einer grossen Agentur in Albisrieden.

Fünf Werbekampagnen. Gute. Frank empfahl, ich solle dafür ein halbes Jahr veranschlagen. Ich vermute, dass man mir nicht so viel Zeit lässt. Also setze ich mir einfach eine imaginäre Gesprächspartnerin ins Büro. Eine von der energischen Sorte. Das hilft bestimmt.

«Jetzt mach’ es nicht so kompliziert», sagt sie, «so viel grossartige Werbung kann es gar nicht geben, dass du darüber ernsthaft lange nachdenken müsstest.»
«Sowas kann man nur sagen, wenn man nicht mal angefangen hat, darüber nachzudenken», gibt er trocken zurück.
«Ach komm, wenn du müsstest, dann könntest du das jetzt innerhalb von einer halben Minute.»

Klar wäre das möglich. Mamma Mia, that’s a spicy meatball. Hamlet, Fotoautomat. Evians tanzende Babys. Hochzeitstag. What are you sinking about? Bumm. Fertig. 26 Sekunden.
«Da kommen dann nur Filme bei raus», gibt er zu Bedenken. «Man denkt dann sofort an bewegte Bilder und lustige Geschichten.»
«Ist das ein Problem?»
«Wie sieht das denn aus? Da mach ich mich doch zum Deppen. Schau ihn dir an, den alten Sack, kennt nur alte Filme.»
«Hm», sagt sie nur. Und dann: «Okay. Letzte Woche, Dialog-Jury. Da war doch gutes Zeug dabei.»
«Schon, ja. Der Case, bei dem die Neonazis gegen Neonazis marschiert sind.» «Ah. Hab ich gesehen, ja. Das kannst du doch nehmen.»
Stimmt. Kann ich. Rechtsextreme wollen in einer Kleinstadt demonstrieren, die Bürger finden das gar nicht gut, man denkt sich was aus. Macht die Demo zum unfreiwilligen Spendenmarsch, bei dem jeder zurückgelegte Meter Geld für eine Organisation bringt, die Neonazis beim Ausstieg aus der braunen Szene hilft. Quasi die Neuerfindung des Trojanischen Pferds.

«Und jetzt ein Mailing», sagt sie. Wohl übermütig geworden.
«Audi Cube», kommt es direkt retour.
«Stimmt. Leichter als gedacht.»
So macht man Mailings im 21. Jahrhundert. Ein Würfel, ein Knopfdruck, ein Audi A8 vor der Tür, innerhalb von maximal 90 Minuten.

«Musst du was von Havas dabei haben?»
«Wieso müssen? Haben wir ja quasi schon. Oben, die Babys, Evian.»
«Nimmst du das?»
«Ach, das ist doch ein wenig offensichtlich. Als würde man bei der Frage nach den fünf tollsten Bands aller Zeiten «Beatles» sagen.»
«Was hast du gegen die Beatles?»
«Nichts. Unwichtig. Ich nehme den Mann im Schrank.»
«Was? Welcher Mann?»
«Ich nehme den Canal+ Film mit dem Mann, der dem Ehemann der Frau, mit der er grad fremdgegangen ist, erklärt, wie er in den Schrank gekommen ist.»
«Auch ein guter Film.»
Eben. Unterschätze nie die Kraft einer guten Geschichte. Auch abseits klassischer Kommunikationskanäle ein guter Rat.

«Printkampagnen.»
«Oha. Aber nur welche, die auch wirklich gelaufen sind.»
«Sind sie doch alle.»
«Okay, kommentier ich nicht weiter. Aber das geht fast wie bei den Filmen, kann man so runterbeten. Lemon. Schadenskizze. Hathaway Mann. Lego imagine. Zwei Kinder, eins mit Rotkäppchen, eins mit Sturmgewehr.»
«Und was kommt auf die Liste?»
«FAZ.»
«Und warum?»
«Läuft ewig, wird nie fad. Und wenn man den Chef der Deutschen Bank dazu bringt, sich in einen Waggon voller Peanuts zu setzen, ist das schon verdammt gut. Oder die von der Leyen zwischen lauter Karnickel.»
«Oder Helmut Schmidt im blauen Dunst.»
«Oder der Jauch im Gameshow-Set, die Headline als Ratespiel.»

Guenther_Jauch

http://verlag.faz.net/unternehmen/kluge-koepfe/guenther-jauch-zieht-den-zeitungsjoker-als-kluger-kopf-im-quizstudio-12939054.html

«Jetzt noch was zum Lachen bitte.»
«So richtig albern?»
«Ja.»
«Da kann es nur einen geben.»

Die Frage nach einer Zugabe winke ich beiseite. Es gibt zu tun. Kampagnen machen, die es dann in diesen Blog schaffen. Sie lächelt. «Na dann. Viel Spass.»

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