Seiler's Werbeblog

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Michael Volkart

Michael Volkart «Immersive Perspectives»

Hinderling Volkart liebt das Web und das Web liebt Hinderling Volkart. Die Agentur bringt Menschen und Marken in der digitalen Welt zueinander, entwickelt Strategien und Kampagnen und visualisiert Emotionen und Informationen. Zum Angebot gehören Corporate Websites, Service Plattformen, Mobile Apps und interaktive Erlebniswelten. Hinderling Volkart ist bestrebt neue Wege zu gehen und Trends auszulösen. Michael Volkart, Namensgeber und Managing Director der Agentur, stand mir für ein Interview zur Verfügung.

Hinderling Volkart ist der Hotspot, wenn es um digitale Kompetenz geht. Wie zufrieden bist du mit dem IST-Zustand der Agentur?
M.V.: Ich bin persönlich eigentlich nie vollkommen zufrieden mit einem Ist-Zustand unserer Agentur. Die starken Bewegungen im Markt und die rasante Entwicklung der Technologien halten uns ständig in Bewegung – und der Soll-Zustand der Agentur eilt dem Ist-Zustand meist zwei drei Schritte voraus. Das Tempo soll dann einer gesunden Agenturentwicklung angepasst werden. Das ist eine Herausforderung.

Hinderling Volkart

Seit einem Jahr seid ihr nebst dem Hauptsitz in Zürich auch in Bern mit einer Filiale präsent. Hat diese Entscheidung die von euch gesteckten Ziele erfüllt? Konntet ihr durch die Präsenz in der Hauptstadt neue Mandate gewinnen?
Die Gründung von HV Bern hatte sich sehr harmonisch ergeben: Iwan Negro, der unsere Agentur als Art- und Creative Director seit Beginn stark mitgeprägt hat, zog nach Bern. Iwan pendelt nicht gerne, wollte aber mehr Verantwortung übernehmen und brachte mit David Lüscher einen passenden Partner mit. Entsprechend reibungslos und erfolgreich war auch der Start. Nach neuen Kunden wie Rivella, die wir gemeinsam gewinnen konnten, folgen nun eigenständige Pitch-Gewinne wie jener für bern.com, das jetzt mit einem gemeinsamen Team umgesetzt wird. Die Berner «Familie» zählt bereits sieben sehr spannende und talentierte Mitarbeiter und zieht bald in ein neues Büro.

Rivella
Was sind aktuell die grössten Herausforderungen, mit welchen ihr euch beschäftigen müsst?
Wir waren neben dem herausfordernden Tagesgeschäft in der Agentur im letzten Jahr auch mit dem Aufbau von HV Bern, unserem Innovation Lab und unserem Coworking Space aktiv. Alles unter einen Hut zu bringen und so zu entwickeln, dass es für Agentur, Mitarbeiter und Kundenprojekte einen Mehrwert bringt, erforderte in diesem Jahr einiges an Energie.

Bei Hinderling Volkart steht die «digitale Erlebniswelt» im Vordergrund. Was sich einfach anhört, ist höchst komplex. Bei welcher eurer Arbeiten spürt man diesen Ansatz am stärksten?
Du sprichst meine Lieblingsdisziplin an. 360langstrasse.srf.ch für das Schweizer Fernsehen ist eines meiner persönlichen Lieblingsprojekte in dieser Kategorie. Oder auch worldofswiss.com für SWISS – da gelang es, den verschiedenen Abteilungen der Airline ein Fenster zu schaffen, das einerseits Aviatikfans einen tiefen Einblick gibt, andererseits aber auch der SWISS eine Plattform bietet, ihre Markenwerte zu zeigen. Zudem wird die tägliche wertvolle Arbeit der Mitarbeitenden von SWISS sichtbar und erlebbar, was intern einen riesigen positiven Impact hat.

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Bei einem Feierabendbier mit Thomas Wildberger (CEO Publicis) haben wir uns über Werbung auf dem Smartphone unterhalten. Warum ist es immer noch derart schwierig, das Gerät für Werbezwecke zu nutzen?
Gibt es einen persönlicheren Ort als das Smartphone? Das Smartphone ist dermassen persönlich, fast schon intim, ein Ort an dem die Akzeptanz für Werbeinhalte viel kleiner ist als an anderen Orten.

Es ist in der Tat eine Herausforderung, auf diesem Kanal Werbung zu verbreiten, die nicht in attraktiven Content verpackt ist. Ein Unterschied ist, dass man durch die sehr reduzierte Screengrösse auf dem Mobiltelefon einen viel stärkeren Fokus hat als bei der Lektüre eines Magazins oder einer Website auf dem Computer Bildschirm.

Bald steht euer 10-jähriges Jubiläum an. Die Branche hat sich in dieser Zeit extrem gewandelt. Wie schafft ihr es, mit der Geschwindigkeit die vorgefahren wird, mitzuhalten?
Das ist sicher eine der grössten Herausforderungen. Ich denke uns hilft unsere klare Positionierung: digital Excellence.

Hinderling Volkart

Ist Hinderling Volkart eine reine Erfolgsgeschichte oder gab es auch Rückschläge?
Wir konnten immer recht gut auf Rückschläge reagieren. Nachhaltig geblieben ist mir die Zeit, in der wir von 10 auf 15 Mitarbeiter gewachsen sind. Im Team bildeten sich Risse, Mitarbeiter litten stark an fehlenden Strukturen, Projekte gerieten in Schieflage, die Effizienz sank wegen Einführung interner Prozesse, und persönlich stand ich wegen dem Druck nah vor einem Burn-out. Ich bin sehr dankbar, dass alle mithalfen, noch rechtzeitig die Kurve zu kriegen.

Das spannende an der Agentur ist, dass ihr stetig aber nicht übertrieben schnell gewachsen seid. Jedes Jahr kamen ein paar neue Mitarbeiter dazu. War das stets euer Plan, in überschaubarer Geschwindigkeit zu wachsen?
Das schöne an unserer Branche ist, dass der Mensch sehr sehr stark im Mittelpunkt steht. Darum kann eine Agentur meiner Meinung nach nur nachhaltig Erfolg haben, wenn die Entwicklung des Teams und jedes Mitarbeiters einen sehr hohen Stellenwert hat. Das führt zu einer ganz anderen Art von Entwicklung und Wachstum als z.B. in Bereichen mit stark skalierenden Geschäftsmodellen. Uns war es immer wichtig, aus eigener Kraft zu wachsen und Mitarbeiter nicht zu verbrennen.

Für mich war das Jahr 2016 ein solides aber kein kreatives Werbe-Feuerwerk. Wie war das Jahr 2016 aus deiner Sicht?
Ich muss zugeben, dass dieses Werbe-Jahr etwas an mir vorbeigezogen ist. Als eines der Digital-Highlights ist mir die «Because Recollection» von 84.Paris in Erinnerung geblieben.

Gibt es im Bereich Corporate Websites neue Trends zu beobachten? Wann dürfen wir mit einer neuen HV-Website mit den neuesten und bahnbrechendsten Technologien rechnen?
Früher war eine Website eine Website eine Website. Durch die zunehmende Silo-Bildung im Web muss die Frage nach der Legitimierung resp. der Funktion der Corporate Website neu gestellt werden. Daraus resultiert zum einen eine Vereinfachung und auf der anderen Seite auch ein stärkerer Fokus auf funktionale Aspekte oder auf stärkere Interaktion mit dem Besucher. Zusätzlich gewinnt Content im allgemeinen und Bewegtbild im speziellen an Relevanz. Unsere Agentur-Website: die ist Agentur-typisch auch bei uns ein Schmerzkörper. Ich denke aber, dass die Entwicklung der neuen Seite bald abgeschlossen ist. Besonders freue ich mich auf den Video Clip, den unsere Partneragentur Stories kreiert hat.

Letzte Woche fand euer Event «Immersive Perspectives» statt. Es gab interessante Einblicke zu Virtual Reality, Augmented Reality und Merged Reality. Für alle, die nicht dabei waren, ein paar Worte zu Virtual Reality?
Wie erwartet: Virtual Reality ist in diesem Jahr bei uns angekommen. Firmen wie Google, Samsung, Oculus, HTC und jetzt auch Sony pushen die Technologie sehr stark. Alle Hersteller betreiben exklusive Content-Plattformen und werben um die Gunst von Kunden in einem bereits stark umkämpften Markt. Qualitativ überzeugte uns bisher die HTC VIVE. Das immersive Erlebnis ist atemberaubend. Erstaunlich weit ist auch die neu erschienene Playstation VR. Anders als bei der VIVE benötigt man hier zusätzlich keine aufwändige und teure technische Infrastruktur. Es ist eine Frage der Zeit, bis wir qualitatives Virtual Reality auch mit dem Handy in der VIVE Qualität erleben. Wir sehen hier riesiges Potential auch jenseits von Gaming und Erwachsenen-Unterhaltung.

Hinderling Volkart

Und zu Augmented Reality?
Die Begriffe Augmented-, Mixed- und Merged Reality sind noch umstritten und überschneidend. Im Gegensatz zu Virtual Reality, wo man voll und ganz in eine künstliche Welt eintaucht, spielt bei Augmented- und Mixed Reality Anwendungen die echte Welt eine wichtige Rolle. Das momentan populärste Beispiel für das, was man gemeinhin als Augmented Reality versteht, ist wahrscheinlich Pokemon Go. Daneben liegt auch grosses Potential in B2B Anwendungen.

Ein echter Durchbruch bringt die Hololens von Microsoft, die eigentlich bereits als Mixed Reality betrachtet werden kann. Mögliche Anwendungen sind zahlreich. Besonders spannend ist der kollaborative Gedanke. Mehrere Personen an verschiedenen Standorten können in Agumented Reality Welten gemeinsam interagieren. Im Gegensatz zu Virtual Reality bleibt mein Gegenüber aber sichtbar und wird nicht durch einen künstlichen Avatar ersetzt. Als Agentur gedacht, wird es die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Stadorten vereinfachen.

Merged Reality ist das Buzz-Word der Stunde und so frisch, dass noch kein Wikipedia Artikel dazu besteht. Es steht für die Verschmelzung der virtuellen Realität mit der echten Welt. Mit unserer Ballonfahrt über die Schweiz zeigen wir eine konkrete Anwendung davon: Die Ballonfahrt ist virtuell, der Ballonkorb aber steht real im Raum. So können Personen auch virtuell den «echten» Korb spüren. Das steigert das immersive Erlebnis enorm. Diesen virtuellen Ballonkorb haben wir aufwändig digital reproduziert. In Zukunft werden Mixed Reality Geräte unsere echte Welt erfassen und automatisch in die virtuelle Welt übertragen.

Hinderling Volkart

Am Event habt ihr einen Parcours aufgestellt, welcher den Teilnehmern die Gelegenheit bot, Demos und Applikationen zu erleben. Wie wichtig ist es in einem solch technischen Umfeld wie ihr euch bewegt, die «Produkte» erlebbar zu machen?
Gerade bei neuen Technologien ist es wichtig, die Produkte erlebbar zu machen. Vor allem, wenn diese noch nicht einfach zugänglich sind. Über diese Technologien diskutieren kann man erst, wenn man sie auch selber ausprobiert hat. Davon bin ich überzeugt. Und die spannenden Diskussionen mit unseren Kunden haben statt gefunden, das kann ich bestätigen.

Wie wichtig sind solche Events für euch als Firma und für die Kundenpflege?
Dies ist bereits der zweite Event in diesem Jahr, der Einblicke in neue Technologien gibt. Das ist eine gute Gelegenheit, in die Vogelperspektive zu wechseln und in einen Austausch über neue Perspektiven und Chancen zu treten. Etwas, das im täglichen Projektgeschäft oft zu kurz kommt.

Den Event habt ihr zusammen mit Bitforge durchgeführt. Was für eine Beziehung pflegt ihr zu BitForge?
Ich bin bekennender BitForge Fan. Sie sind leidenschaftliche Entwickler, die eine grosse Kreativität aus technologischen Möglichkeiten schöpfen können. Sie hatten schon in den Zeiten der Nokia Handys Erfolg mit ihren Games, haben es auf den Start Screen von Steve Job’s iPad Präsentation geschafft und experimentierten mit der ersten Oculus, als für viele Virtual Reality noch ein unbekanntes Feld war. Wir möchten die langjährige lose Zusammenarbeit mit BitForge intensivieren – ein erster Schritt dazu ist ihr Umzug in unsere direkte Nachbarschaft.

Und sonst, gibt es andere interessante Firmen und Start-ups, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, den digitalen Wandel zu revolutionieren?
Ich finde es sehr spannend, was im Umfeld des Impact Hubs momentan passiert. Auch die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen des W.I.R.E. Think Tanks sind interessant. Und in unserem «Attic» Coworking Space entwickelt sich ein spannendes Umfeld. Ich denke, es sind neue Arbeitsformen und Innovationsprozesse, die in Zukunft die Impulse setzen werden.

Bei vielen Kunden (Swiss, Rivella, Post usw.) habt ihr den Lead im digitalen Bereich. In der klassischen Werbung werden diese Kunden von profilierten Agenturen betreut. Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen euch und den «anderen» Agenturen aus? Kann diese Konstellation auch zu Konkurrenzdenken führen?
Bis jetzt haben wir meist positive Erfahrungen gemacht in Zusammenarbeit mit Partnern aller Art. Konkurrenzdenken ist da selten spürbar, vielleicht auch weil wir sehr gerne in Teamkonstellationen agieren.

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Was sind eure Ziele für das kommende Jahr? Stehen strategische Entscheidungen an?
Unser Haupt-Ziel sind Kundenprojekte, die Benutzer, Kunden und Mitarbeiter gleichsam begeistern und in Funktion, Form und Inhalt überzeugen. Dazu braucht es Mut von Kundenseite und einen guten kreativen Prozess: gemeinsam mit dem Kunden und über alle Disziplinen und Phasen hinweg. Zudem steht im kommenden Jahr ein Umzug an, nach dem endlich wieder alle Mitarbeiter in einem Raum vereint sein werden – nicht virtuell, sondern 100% real.

©Interview: Yves Seiler

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