Seiler's Werbeblog

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Andreas Widmer «Mr. Interactive»

Andreas Widmer (Jg. 1968) war nach seinem Soziologie- und Marketingstudium während zwei Jahren in der Marktforschung tätig. 1993 trat er als Account Manager und IT Director WCJ Zürich bei und begann nach kurzer Zeit mit dem Aufbau der ersten interaktiven Unit. Mit seinem Einsatz legte er den Grundstein für Futurecom interactive AG, das 1996 ins Leben gerufene Joint-Venture von Advico Young & Rubicam und WCJ.

Was mit vier Mitarbeitern und bescheidenem Atelier begann, entwickelte sich schon bald zu einem der führenden Unternehmen der Schweiz für Online-Marketing. Als Managing Director, der auch Consultingaufgaben wahrnimmt, brachte Andreas Widmer anspruchsvolle Mandanten wie Swisscom, UBS, Jaguar, Ford oder Ericsson erfolgreich ins World Wide Web. Und betreut auch heute noch Key Accounts mit.

1. Herzliche Gratulation zum Gewinn «Plakat des Jahres» mit dem Migros Total Eisbär. Steht diese Auszeichnung stellvertretend für den Erfolg, welcher Advico Y&R im Moment geniesst?
Herzlichen Dank. Das Plakat steht meiner Meinung nach viel mehr dafür, dass einfache aber überraschende Ideen überzeugen können. Ausserdem zeigt der Award auch, dass man auch in eher schwierigen Produktkategorien mit guten Kunden tolles erreichen kann.

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2. Ihr Vater ist eine Werbelegende, Sie selber gehören seit Jahren auch zur Werbe-Elite des Landes. War es für Sie schon immer klar, den gleichen Weg wie Ihr Vater einzuschlagen?
Das Thema hat mich natürlich von früh auf beschäftigt, da es in meiner Jugend dank meinem Vater und der räumlichen Nähe zur Advico (wir wohnten gleich daneben) omnipräsent war. Nach aussen mag es so wirken, dass ich den gleichen Weg wie mein Vater eingeschlagen habe. Ich selbst empfinde dies aber überhaupt nicht so. Bin ich doch nicht wie mein Vater in die klassische Werbung eingestiegen, sondern habe mich mit der Gründung von Futurecom während des Studiums Mitte der Neunzigerjahre auf den digitalen Bereich fokussiert. So sehe ich mich heute auch viel mehr als Marketer mit digitalem Fokus denn als Werber.

Übrigens würde mein Vater sich selbst nie als Werbelegende bezeichnen.

3. Einen erfolgreichen Vater zu haben, bringt viele Vorteile. Es bringt aber auch die Bürde mit, am Vater gemessen zu werden. Wie war das für Sie?
Ich habe meinen Vater nie als Übervater empfunden, sondern eher als Sparingpartner, den ich zu gewissen Fragen konsultieren konnte. Messresultate von Leuten, die mich mit meinem Vater verglichen haben, wurden mir eigentlich nie mitgeteilt.

4. Eine Zeit lang stand es um Advico nicht so gut. Mittlerweile ist aus dem alten Tanker eine attraktive Jacht geworden. Was waren die Meilensteine, dass Advico wieder derart erstarkt ist?
Es ist sicher die Verbindung auf Augenhöhe zwischen digitaler Kompetenz (Futurecom & Wunderman) und klassicher Kommunikation (Advico) im Jahre 2008, die dazu beigetragen hat, dass wir als erste Agentur in der Schweiz ein integriertes Offer als Y&R Group entwickeln und anbieten konnten.

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5. Im Februar 2015 haben Sie im Kunsthaus Zürich die relevantesten Trends vorgestellt. Können Sie all denen, die am Event nicht dabei waren sagen, was für interessante Facts Sie dort besprochen haben? Die Entwicklungen sind neben der Mobilisierung das «Internet of Things», Wearables und das damit verbundene spannende Thema Quantified Self. Sprich der permanent mit dem Internet verbundene Mensch, der sein Wohlbefinden während 24 Stunden misst, wird dadurch sein Verhalten massgeblich verändern. Dieser grosse Trend wird in verschiedensten Bereichen einen grossen Impact haben. So werden Konsumenten in Zukunft viel genauer wissen, wie sie sich Ernähren sollten und werden dementsprechend in ihren Wünschen viel anspruchsvoller – ein Stichwort dafür wäre «personalisierte Ernährung».

Y&R Group Switzerland

6. Sie sind für den Erfolg von Futurecom verantwortlich. Das Unternehmen gehört zu den führenden Online-Marketer. Schlägt Ihr Herz mehr für on- oder offline?
Mein Herz schlägt für gute – sprich relevante Lösungen – und die sind heute oft digital geprägt und werden es in Zukunft noch viel stärker sein.

7. Können Sie uns erklären wie die Y&R Group Switzerland aufgestellt ist? War es nie ein Thema, die unterschiedlichen Agenturen unter dem Namen Advico zu führen?
Nein, das war nie ein Thema. Wir haben tolle Kompetenzmarken, die wir unter der Dachmarke Y&R Group Switzerland zusammengefasst haben.

8. Mit den zum Netzwerk gehörenden Agenturen bieten Sie alle Disziplinen der integrierten Kommunikation an. Eine Königsdisziplin wird es nicht geben? Ich gehe davon aus, dass für Sie alle Disziplinen gleichgestellt sind? Eigentlich sollte es sowieso keine Königsdisziplinen geben, sondern eher Königslösungen, ansonsten würde eine Agentur ganz nach dem Prinzip: «If your only tool is a Hammer, then every problem looks like a nail», funktionieren und das würde unseren Kunden sicher keine Freude bereiten.

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9. Sie selber sind mit unterschiedlichen Brands (Exxtra, Wunderman…) am Markt präsent. Ist das kein Wiederspruch zur integrierten Kommunikation, welche Sie Ihren Kunden anbieten?
Wie bereits erwähnt, sehen wir diese Brands als Kompetenzmarken hinter denen bei uns auch die jeweiligen Spezialisten stehen.

10. Mit Markus Gut haben Sie einen der führenden Kreativen an Ihrer Seite. Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Ihnen beiden? Hilft es, dass Sie sich auch privat ausgezeichnet verstehen?
Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend und ich bin der festen Überzeugung, dass man sich auch privat gut verstehen muss, wenn man gut zusammenarbeiten will.

11. Sind Sie eher der Kopf- oder der Bauchmensch?
Wie jeder Mensch bin auch ich ein Bauchmensch, der aber auch seinen Kopf einschalten kann.

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12. Das ehemalige Agenturgebäude in Gockhausen ist legendär. War es ein schwerer Entscheid, den Standort zu wechseln? War der Umzug aus ökonomischer Sicht ein Muss?
Einerseits konnten wir die Gruppe in Gockhausen nicht adäquat konsolidieren und andererseits war Gockhausen aus heutiger Sicht kein idealer Standort mehr. So ist zum Beispiel die Anbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Gockhausen für ein Unternehmen wie uns ungenügend. Die meisten unserer Mitarbeiter sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs.

Aber natürlich war der schöne Campusbau in Gockhausen einmalig. Aber es gibt für alles seine Zeit.

13. Ende 2013 haben Sie zusätzlich die Leitung von Young & Rubicam Geneva übernommen. Wie viel Energiereserven haben Sie noch? (Neben seiner Tätigkeit als Unternehmer ist Andreas Widmer u.a. auch Präsident des Swiss Chapter der IAA)
Mein Jawbone ist mit mir zurzeit zufrieden (Schlaf und Bewegung ok), dementsprechend bin ich es auch. Natürlich muss ich fokussieren und meine Zeit einteilen. Genf läuft sehr selbstständig und ich bin nicht im eigentlichen Tagesgeschäft involviert. Ich sehe mich eher als Coach des lokalen Führungsteams und versuche andererseits Synergien zu finden und Know-how zu teilen.

14. Mit Young & Rubicam Geneva betreuen Sie internationale Kunden. Um was für Mandate handelt es sich dabei? In Genf betreuen wir unter anderem internationale Mandate wie Adobe, Sandisk oder die WHO.

15. Was sind Ihre nächsten Ziele mit der Y&R Group? Wohin soll die Reise noch gehen?
Die Reise der Y&R Gruppe ist eine stark digital geprägte Reise in einer sich schnell wandelnden Zeit, in einer Zeit, wo Marketing und Kommunikationslösungen massgeblich zum Unternehmenserfolg unserer Kunden beitragen. Für uns heisst das, dass wir unsere Kreativität aber auch unsere Flexibilität pflegen müssen, damit wir auf die Trends reagieren können.

16. Mit der Website der Y&R Group, sowie dem Frog-Blog haben Sie selber Blogs am Start. Welche Ziele verfolgen Sie mit diesen?
Wir glauben ganz fest an «Content Marketing» und dem damit verbundenen «Thought Leadership». Deshalb haben wir schon früh darauf gesetzt.

17. Zum Schluss noch die Apple-Frage: Kaufen Sie sich die Apple Uhr?
Ich kaufe mir sicher eine Smartwatch, sollte es die von Apple werden, warte ich gerne noch auf die Folge-Version. Und zurzeit begnüge ich mich noch mit meinem Jawbone und mit meiner Suunto Uhr für Sportaktivitäten. Und als Schweizer tue ich mich noch ein bisschen schwer im Allltag auf meine schöne mechanische Uhr zu verzichten.

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www.advico.ch


© Yves Seiler

Bilder: zVg

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