Seiler's Werbeblog

Wir schreiben über Werbung

Markus Ruf

Markus Ruf «Seven Artists»

Markus Ruf ist Gründer und Mitinhaber der Kreativagentur Ruf Lanz. Mit unzähligen nationalen und internationalen Awards sowie zwei Werber des Jahres-Titeln gehört er zu den meistausgezeichneten Kreativen des Landes. Eben erst gewann Ruf Lanz Gold beim Edi-Filmpreis sowie Gold bei den internationalen Epica-Awards. Für Seiler’s Werbeblog präsentiert Markus Ruf jedoch nicht seine Lieblingskampagnen, sondern einige seiner Lieblingskünstler. Denn Ruf liebt beides: Die zielgerichtet eingesetzte Kreativität der Werbung und die freie Kunst, die nichts muss und alles darf.

Erik Kessels

Erik Kessels: Installation 24 hours in photos.
Die Installation beinhaltet alle Fotos, die bei Flickr in einem Zeitraum von 24 Stunden hochgeladen wurden, in ausgedruckter Form. Ich habe die Bilderflut vor Jahren im Foam-Museum in Amsterdam gesehen und finde Idee und Umsetzung nach wie vor grandios. Aber lassen wir den Künstler sprechen: «Mit dem Drucken aller Bilder, die während einer Zeitspanne von 24 Stunden hochgeladen wurden, veranschauliche ich das Gefühl, in den Darstellungen von dem, was andere Menschen erleben, zu ertrinken.» So ergeht es mir, wenn ich gelegentlich auf facebook reinschaue.

 

Beni Bischof

Beni Bischof: Drawings.
Seit seiner ersten Ausstellung «Dumm schauen und Kekse fressen» in der Kunsthalle St. Gallen fasziniert mich das wild wuchernde Werk von Beni Bischof. «Feiges Schwert» steht zuhause in meinem Wohnzimmer, und mein Lieblingsmotiv «Extrem ungenaues Quadrat» hängt im Büro. Eine wunderbare Anregung, quer zu denken und die Dinge mit anderen Augen zu betrachten.

 

Arnold Odermatt

Arnold Odermatt: Karambolagen.
Arnold Odermatt trat 1948 in die Nidwaldner Polizei ein. Die Unfallorte, zu denen er gerufen wurde, fotografierte er mit seiner Rolleiflex für das Polizei-Protokoll. Vierzig Jahre lang interessierte sich nur die Lokalpresse für seine Aufnahmen. Bis Harald Szeemann Odermatts Arbeiten entdeckte und 2001 für die Biennale Venedig auswählte. Ich wurde erst 2004 auf ihn aufmerksam, als das Fotomuseum Winterthur seine Werkreihe «Karambolage» zeigte: fast surreale Schrottskulpturen von strenger Sachlichkeit. Schade, dass Odermatt nicht zur Stelle war, als ich 1982 in Schaffhausen mit einem Mini-Cooper auf dem Prellbock eines SBB-Abstellgleises landete.

 

Miroslav Tichý

Miroslav Tichý in Aktion.

 

Miroslav Tichý: Weibs-Bilder

Miroslav Tichý: Weibs-Bilder.
Miroslav Tichý war Jahrzehnte lang einer der großen Außenseiter der zeitgenössischen Fotografie. Er konstruierte verwegene eigene Kameras: mit Linsen aus alten Brillengläsern, Objektiven aus Klorollen und Gehäusen aus Pappe. Damit fotografierte er in seiner mährischen Heimatstadt Nětčice obsessiv Frauen. Die verschwommenen Fotografien entwickelte er selbst, klebte sie auf gefundene Kartons und verzierte sie liebevoll mit Stiften. So entstanden Unikate, die Sammlern heute bis zu 12’000 Euro wert sind. Ich bin froh, dass mich der Zürcher Galerist Christophe Guye schon früher auf Tichý aufmerksam gemacht hat.

Albert Watson: Rockstars, Supermodels, Affen

Albert Watson: Rockstars, Supermodels, Affen.
Der 1942 in Schottland geborene Albert Watson gilt in der Fotografie als Klassiker, dessen Werke die Grenze zwischen Auftragsarbeiten und Kunst überschreiten. Watson ist seit Geburt auf einem Auge blind. Viele seiner Bilder sind zu Ikonen der Fotografie geworden: z. B. Mick Jagger mit Leopardenkopf, Alfred Hitchcock mit toter Gans oder die junge Kate Moss, nur mit Hut bekleidet. Doch Watson beschränkt sich nicht auf die Glitzerwelt. So portraitierte er u. a. mit Leidenschaft Menschenaffen. Aus dieser Serie stammt mein Lieblingsbild von ihm: Monkey with gun.

 

David Siepert: Censored dresses

David Siepert: Censored dresses.
Auf Reisen in der arabischen Welt hat der Konzeptkünstler David Siepert westliche Modezeitschriften gesammelt, die an offenherzigen Stellen von Hand mit schwarzem Filzstift zensuriert wurden. Siepert realisierte anhand der zensurierten Anzeigen eine Mode-Kollektion, die er von arabischen Schneiderinnen nähen liess. In Sieperts Ausstellung «Censored Dresses» wurden sowohl die zensurierten Kleidungsstücke wie auch Fotografien davon gezeigt, die den Originalanzeigen gegenübergestellt wurden.

Hiroshi Sugimoto: Theaters

Hiroshi Sugimoto: Theaters.
Sugimoto ist der Zen-Meister unter den Fotografen. Für die Serien «Theaters» und «Drive-In Theaters» fotografierte er Filme, während sie in Kinoräumen projiziert wurden. Dabei dehnte er die Belichtungszeit auf die Länge der Filme aus, so dass die Filmbilder eine weiße, leere Leinwand auf der Fotografie hinterlassen und die Architektur des Kinos erst sichtbar machen. Seine minimalistischen Werke sind die pure Essenz des gewählten Bildmotivs. Oder um es als Werber zu sagen: Reduced to the max.


RufLanz.ch

Text: Markus Ruf

© Yves Seiler

Bilder: zVg

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